Rundfunkpreis Mitteldeutschland 2015

Rundfunkpreis Mitteldeutschland 2015 – Hörfunk

Die Preise in der Sparte Hörfunk gingen an:

Kategorie „Bester Beitrag“

1. Preis (2.500 €) Falk Lange und Julian Mengler „Der Wahl-O-Mat 2014 bei ENERGY“, ENERGY Sachsen

Zu Wahlen gehören Wahlprogramme. Also Langweiler, die niemand liest. Jüngere erst recht nicht. Wie also macht man auf Wahlen neugierig? Und wie auf Parteipositionen? Antwort von ENERGY Sachsen: Indem man den Wahl-O-Mat, seit 2002 eine Online-Institution, hörbar macht. Eine crossmediale Verlängerung des Internets für die Generation www über alltägliche Fragen, in denen Reibung steckt: Wie wär´s mit kostenlosen Tickets in Tram und Bus? Wie steht´s um Partys an stillen Tagen – und wie um´s Tempolimit auf der Autobahn? Darauf antworten zur Sachsenwahl drei Kandidaten aus drei Parteien. Kurz, knapp, mit Tempo und frei von Worthülsen. Das öffnet Interessen. Das macht ein sperriges Thema auf originelle Weise öffentlichkeitswirksam. Also auch Wahlprogramme für Junge hörbar.

Nominierte Beiträge (jeweils 500 €)

  • Mirjam Winzer „Eine Nacht im Knast“, ANTENNE THÜRINGEN
  • Susann Böttcher und Marcus Poschlod „WM-Sondersendung“, R.SA

Kategorie „Beste Moderation“

1. Preis (2.500 €) Ulrike Kirchner, Thomas Koschwitz und Holger Tapper „Weihnachten in Familie – Die Radio Brocken Weihnachtsshow mit Tapper und Koschwitz“, Radio Brocken

Eine direkte Verbindung zur Hörerin und zum Hörer herzustellen ist nicht einfach. Sie hören an irgend-einem fiktiven Ort Radio - oft in privater Umgebung, im Auto oder in der Küche. Dorthin durchzudringen - dazu gehört mehr als nur gutes Moderatorenhandwerk. Es ist ein gehöriges Maß an Empathie, das letztlich elektrisiert und eine Beziehung aufbaut zu diesen unsichtbaren Wesen - den Moderatoren im Radio. Am überzeugendsten in der Verbindung von Handwerk und Lust auf die Zuhörenden erschien der Jury in diesem Jahr die „Weihnachtsshow“ bei Radio Brocken. Die Moderatoren plaudern charmant, geben Einblicke in ihre Privatheit und suchen uns im familiärsten aller Räume auf – dem heimischen Weihnachts-Stübchen. Sie zeigen so in bester Manier, wie nahe uns doch Radio kommen kann.

Nominierte Beiträge (jeweils 500 €)

  • Daniel Neumann „Best Of Wunschhits“, R.SA
  • Roman Knoblauch „Lichtfest 2014 Leipzig“, Radio Leipzig

Kategorie „Beste eigenproduzierte Werbung/selbstentwickelte Promotion“

1. Preis (1.000 €)

Oliver Eichhorn, Marco Fischer, Jana Münchhof und Sina Peschke, „Wie funktioniert moderne Landwirtschaft? LandesWelle Frühstücksclub live vom Bauernhof“, LandesWelle ThüringenWie verhindern Radio-Macher, dass ihre Hörer ab- oder umschalten? Dass sie zur Konkurrenz abwandern oder noch schlimmer: den eigenen Sender höchstens zu-fällig einschalten? Indem sie eine unverwechselbare Farbe schaffen. Durch die Musik, vor allem aber auch durch die Moderatoren und die Inhalte. Gelingt es ihnen, dass ihre Zuhörer lachen oder weinen, mitfiebern oder –trauern, miträtseln oder genießen, ist das die beste Promo, die ein Sender produzieren kann. Der Sieger in der Kategorie „Promotion“ hat das alles und noch ein bisschen mehr: Der Beitrag ist amüsant und lehrreich zugleich, seine Protagonisten sind lässig, charmant, detail-verliebt und souverän. Mit mehreren Teilen verführt er zum Wieder-Einschalten und bleibt in Erinnerung.Nominierte Beiträge (jeweils 250 €)Christian Geutner, Jens May „Die 24-Stunden-Sommerliste mit Jens May“, ANTENNE THÜRINGEN undKatja Möckel „Katja trödelt bei R.SA“, R.SA

Länderpreis Sachsen (500 €)

Peggy Schmidt „100 Dinge, warum Sachsen so großartig ist“, Radio PSR

Ja, hier wird ein Loblied auf Sachsen gesungen. Aber darin geht es nicht um die Schlösser von August dem Starken, Silbermanns Orgeln oder Reclams Bücher. Die Redakteure recherchierten vielmehr an eher ungewöhnlichen Stellen – nämlich bei sächsischen Startups, beim Patentamt oder in den Forschungsabteilungen mittelständischer Unternehmen. Und was hier als PR daherkommt, will auch nicht vordergründig verkaufen, sondern eher Netzwerke knüpfen. Es mutet an wie unterhaltsame Meldungen aus der Rubrik Wirtschaft, die für die Hörer eines Privatradios aufbereitet wurden. Die Jury befand, dass dabei auch das Genre Werbung einen ebenso innovativen wie informativen Drehimpuls erhalten hat.

Länderpreis Sachsen-Anhalt (500 €)

Ulrike Kirchner und Gregor Klimmasch „Mauerpaare“, Radio Brocken

Im vorigen Jahr hat sich unser Land an den Mauerfall vor 25 Jahren erinnert. Eine Wie-war-das-damals–Welle ging durch die Medien. Es ist in der Kunst durchaus ein probates dramaturgisches Mittel, Weltgeschichte aus der Sicht von Liebenden zu erzählen. Aber die Love Stories sind meist fiktiv. Radio Brocken hat wirkliche Liebespaare gefunden und interviewt. Jede dieser grenzüberschreitenden Liebesbeziehungen wäre wohl vor 1989 an der politischen Realität gescheitert. Für sie war der Mauerfall ein historischer Glücksfall. Und so bewirkt jedes Happy End ein Flashback und zugleich ein kollektives Aufatmen. Überzeugt hat die Jury auch die Auswahl und die einfühlsame redaktionelle Bearbeitung der ungewöhnlichen Paargeschichten fürs Radio.

Länderpreis Thüringen (500 €)

Jens May und Eduard Schreiber „Thüringens Sagen und Mythen“, ANTENNE THÜRINGEN

Thüringen hat eine reiche Erzähltradition. Und die beginnt lange, bevor die Aufklärer und Klassiker in Weimar und die Romantiker in Jena Märchen sammelten oder selbst welche schrieben. Was hier schon zu Urzeiten in den Spinnstuben und an langen Winterabenden erzählt wurde, gehört heute noch zu den Highlights der Grimmschen Sammlung. Man denke an Frau Holle, die vielleicht immer noch in den Hörselbergen wohnt. In Thüringen hat fast jeder Stein, jeder Wald und erst recht jede Burg eine Geschichte. Und damit diese Sagen und Legenden nicht in Vergessenheit geraten, hat ANTENNE THÜRINGEN sie für ihre Hörer neu aufgenommen. Entstanden sind wunderschön erzählte Radio-Gruselgeschichten zum Gebrauch für die dunkle Jahreszeit. Dabei wurde sparsam, aber effektvoll mit akustischen Elementen gearbeitet.


Preisträger des Rundfunkpreises Mitteldeutschland 2015 - Bürgermedien Hörfunk und Fernsehen

Die Preise in der Sparte Bürgermedien gingen an:

Kategorie "Bester Beitrag Nachwuchs Hörfunk"

1. Preis (1.500 Euro) Kinderredaktion „Jokis“ (Ronja Krakow) „Kinderlärm in Chemnitz“ gesendet vom SAEK Chemnitz, Sachsen

Aus der Jurybegründung:
„Kinder in Chemnitz haben sich auf den Weg gemacht, die Gefühlslage ihrer Mitmenschen zu erkunden. Und heraus gekommen ist ein launiger Beitrag mit interessanten Originaltönen. Sogar der Bürgermeister kommt zu Wort – mit einem schlagenden Argument: „Wenn der Nachwuchs nicht mehr da ist, dann sterben wir irgendwann aus.“ Wäre ja auch schade. Zumal die jungen Radiomacher eine hoffnungsfrohe Vision entwerfen: „Wir glauben an ein friedvolles Miteinander zwischen Alt und Jung!“ Wir von der Jury glauben: Das ist der Erste Preis in der Kategorie Nachwuchs. Hörfunk, wohlgemerkt. Denn kein Medium eignet sich besser für das Thema „Lärm“ als das Radio.“

Nominierte Beiträge (jeweils 250 Euro)

  • Projektgruppe der VHS Magdeburg „Der Obstsalat“, gesendet von radio hbw
  • Justin Ehegötz „Wiedervereinigung – das Gebiet Kindel früher und heute“, gesendet vom Wartburg-Radio 96.5 aus Eisenach

Kategorie "Bester Beitrag Nachwuchs Fernsehen"

1. Preis (1.500 Euro) Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Jessen-Nord unter der Leitung von Jörg Kratzsch „The Horrors of Wittenberg – Das Kriegsgefangenenlager Kleinwittenberg” gesendet im Offenen Kanal Merseburg-Querfurt

Aus der Jurybegründung:
„Die Menschen in Mitteleuropa leben seit mehr als 70 Jahren in Frieden. Was Krieg bedeutet, dies musste die jetzt lebende Generation nie aus eigenem Erleben erfahren. Der erste Weltkrieg, den die Völker den „großen Krieg“ nannten, ist bereits 100 Jahre her. Der von der Jury für den ersten Preis in der Kategorie Nachwuchs nominierte Beitrag zeigt Geschichte zum Anfas¬sen, Geschichte vor der eigenen Haustür. Die aufwändige und sehr detaillierte Umsetzung eines Stücks Zeitgeschichte fand die Jury überaus preiswürdig.“

Nominierte Beiträge (jeweils 250 Euro)

  • Janet Torres Lupp „Die Streitschlichter“, SAEK Torgau, gesendet im SAEK Magazin
  • Ferienworkshop Geocaching „Faszination Geocaching“, SAEK Plauen, gesendet im Vogtland Regional TV

Kategorie "Bester Beitrag Erwachsene Hörfunk"

1. Preis (1.500 Euro) Christian Wortfeld „Das Altenheim im 21. Jahrhundert“ gesendet von Radio Corax

Aus der Jurybegründung:
„Manche O-Töne sind so stark, dass man gut daran tut, sie einfach nur für sich sprechen zu lassen. „Das Altenheim im 21. Jahrhundert“ ist das Beispiel eines Stimmungsbildes, das erst durch die verdichtete Collage zu einem solchen werden kann. Es greift ein Thema auf, das für viele von uns unbequem ist und das viele genau deshalb verdrängen: das Altwerden in Altersheimen. Ein handwerklich hervorragendes Feature, das es schafft, alle Aspekte des Themas mit einer engagierten und mitfühlenden Haltung zu verbinden.“

Nominierte Beiträge (jeweils 250 Euro)

  • Elfriede Baumann „Meine jüdische Freundin“, gesendet von radio okj 103,4 aus Jena
  • Felicitas Förster „Breakdance in der DDR“, gesendet von mephisto 97.6

Kategorie "Bester Beitrag Erwachsene Fernsehen"

1. Preis (1.500 Euro) Aleksandar Turuntas „Das Paulusviertel – 25 Jahre nach der Wende“, gesendet im Offenen Kanal Merseburg-Querfurt

Aus der Jurybegründung:
„Mit ruhiger Erzählweise und gleicher Kameraführung lassen die Autoren die Bewohner des Paulusviertels vergangene und aktuelle Konflikte schildern. Eine Vielzahl von Details, filmisch eingebettet in die Geschichte des Viertels, fügt sich zu einem stimmigen Gesamtwerk. Das Leben in diesem Quartier ist nicht konfliktfrei. Graue, verfallene Fassaden wichen sanierten Straßenzügen, der geplante Neubau eines größeren Wohnkomplexes sorgt für Diskurs…. Ein Blick durch die vergangenen 25 Jahre zeigt, wie sich das Paulusviertel verändert. Ein Fakt, der allgegenwärtig ist, aber der nicht jedem Einwohner gefällt. Auch das ein Spannungsbogen, den der Film zeichnet.“

Nominierte Beiträge (jeweils 250 Euro)

  • Rahel Metzner „Vom Abfall zum Einfall“, SAEK Leipzig, gesendet im SAEK Magazin
  • Georg Lurz „kraft mal weg“, gesendet im Offenen Kanal Wettin

Kategorie Sonderthema "Extremismus - Symptome und Gegenmittel" (Sponsor: KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (je 500 Euro)

Hörfunk: Alexander Moritz „LEGIDA – Vom Untergang des Abendlandes“ gesendet von mephisto 97.6

„Wir sind das Volk!“ – so schallt es 25 Jahre nach dem Fall der innerdeutschen Mauer wieder deutlich durch Deutschland, Leipzig und andere Städte. Doch wer ist dieses ver¬meintliche Volk eigentlich und warum stellen sich so viele Menschen gegen die Legida-Bewegung? Der Beitrag widmet sich diesen Fragen und erklärt das Phänomen Legida ohne den Anspruch zu erheben, schon alle Fragen beantworten zu können. Ein Beitrag, der wirklich zur Aufklärung des Phänomens Legida beiträgt – unauf¬geregt, sachlich, analysierend!

Fernsehen: Mario Bialek „21. Juni 2014, Merseburg stellt sich gegen Geschichtsverdrehung von Neonazis“ gesendet im Offenen Kanal Merseburg-Querfurt

„Naziaufmärsche in Deutschland haben wieder deutlich zugenommen in den letzten Jahren. Dabei missbrauchen die verschiedenen Gruppierungen der extrem Rechten Gedenktage wie bspw. denjenigen zum Volksaufstand am 17. Juni 1953 in der DDR. Geschichtsverdrehung und Eigeninterpretation solcher Gedenktage sind dabei an der Tagesordnung. Der Beitrag beschäftigt sich detailliert und hervorragend recherchiert mit dem Naziaufmarsch in Merseburg im Juni 2014. Damit ist es in Zeiten, in denen Journalisten und Journalistinnen und Engagierte gegen rechts von Nazis bedroht werden, ganz besonders auch ein mutiger Beitrag.“

Länderpreise Sachsen (je 500 Euro)

Hörfunk: Karoline Knappe „Leben ohne Geld“ gesendet von mephisto 97.6

„Wozu ist Geld eigentlich da? Macht Geld glücklich? Und kann man ohne Geld leben? Viele Menschen stellen sich sicher diese Frage. „Ja“ sagen die Protagonisten in diesem Beitrag. Die Menschen, die hier zu Wort kommen, denken nicht nur darüber nach ohne Geld zu leben, sie tun es und setzen dabei auf ein großes Netzwerk und die Solidarität ihrer Mitmenschen. Die Macher begegnen den Ideen und Lebensweisen der Menschen auf Augenhöhe, nehmen sie ernst und verstehen es, mit dem Einsatz von aussagekräftigen O-Tönen die Komplexität des Themas in zehn Minuten darzustellen. Ein praxisnahes Beispiel von alternativem Leben in einem prägnanten Beitrag.“

Fernsehen: Dietmar Häselbarth „Unsere MS und Ich – Selbsthilfegruppe Multiple Sklerose“ gesendet von info-TV Leipzig

„Wie geht man im Familienkreis mit einer schweren Krankheit um? Kranksein macht erst einmal hilflos und ohnmächtig. Dadurch verändern sich alle Rollen, auch und besonders in der Familie. Einer der wichtigsten Aspekte bei der Bewältigung von Krisen ist Offenheit und Kommunikation. In Selbsthilfegruppen lernt man genau das: Reden und nicht Schweigen. Dieses einfache und gleichzeitig ungeheuer schwierige Konzept des Umgangs mit der Krankheit wird durch die Selbsthilfegruppe „Multiple Sklerose“ in besonderer Art und Weise umgesetzt: Die Betroffenen gewähren einen authentischen Blick in ihren Alltag und sind sowohl Protagonisten als auch Filmemacher.“

Länderpreise Sachsen-Anhalt (je 500 Euro)

Hörfunk: Stephanie Scholz „Hallescher Ort – Saale“ gesendet von Radio Corax

„Halle und die Saale, eine Stadt, ihr Fluss und die Menschen, die dort leben: das einfache Konzept für diesen Beitrag aus der Radio-Corax-Sendereihe „Hallescher Ort“ wurde so überzeugend mit Leben und Klangvielfalt gefüllt, dass nicht nur der Fluss im Herzen der Stadt, sondern auch seine Anwohnerinnen und Anwohner liebevoll portraitiert. Als Augen- oder besser Ohrenzeugin mit dem Mikrophon gelingt es der Autorin, beim Hörer eine Art inneres Fotoalbum aufzuschlagen, das ihn an das Ufer des Flusses und in die Herzen seiner Menschen mitnimmt.“

Fernsehen: Oleksandr Gorskyi „Durchboxen“ gesendet im Offenen Kanal Magdeburg

„Eine Fernsehproduktion über ein Model, das sich – nach der Einwanderung aus einem fernen Land nach Deutschland – DURCHGEBOXT – hat. Und das nicht nur allegorisch, sondern richtig mit den Fäusten. Das entspricht dann schon nicht mehr den gängigen Klischees. Aber eben auch nicht ganz der Utopie einer geschlechtsneutralen und gewaltfreien Gesellschaft. Prämiert wird die Geschichte einer selbstbewussten jungen Frau, exzellent umgesetzt. Und – was zu beweisen war: Qualität boxt sich am Ende doch immer wieder durch.“

Länderpreis Thüringen (je 500 Euro)

Hörfunk: Gunnar Hamann „Onkel Ho“ gesendet von Radio LOTTE Weimar

„Ein Ölgemälde des vietnamesischen Revolutionsführers Ho Chi Minh wird in Weimar aus einer Galerie gestohlen, in Online-Medien wird das schlechte Gewissen des Täters geweckt, dem seine Tat „super leid“ tut und der das Kunstwerk reuig zurück gibt. Gunnar Hamann macht aus dieser grotesken Geschichte ein lustiges Kurz-Feature, das auch noch die Galeristen zu porträtieren weiß und die Hörer ganz nebenbei darüber aufklärt, dass nicht so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird und dass gewisse Situationen mit der nötigen Dosis Humor zu entschärfen sind.“

Fernsehen: Heinz Roeske „Heinz unterwegs …“ gesendet im Bürgerfernsehen Gera

„Heinz Roeske liefert mit seiner Reportage „Heinz unterwegs …“ in mehrfacher Hinsicht den Beweis dafür, dass Bürgermedien gerade in diesen Tagen hochgradig relevant sind. Er begibt sich förmlich in die Höhle des Löwen, an jenen exemplarischen Ort, an dem die hässliche Fratze der Fremdenfeindlichkeit offen zur Schau gestellt wird: Eine entstehende Erstaufnahme für Flüchtlinge zieht den Argwohn der Bürger nach sich. In einer Informationsveranstaltung über das Projekt entlädt sich der Zorn der Anwohner. Heinz Roeske kommentiert nicht, er beobachtet. Er fängt O-Töne ein, wie sie sonst kaum zu sehen sind. Und dann passiert etwas, dass so im öffentlich-rechtlichen oder privaten Fernsehen niemals ein Forum bekäme: Eine junge Studentin liest den Brief ihrer Freundin vor, der in der aufgebrachten Menge keinen Platz gefunden hätte. Ganze - und vor allen Dingen ungeschnittene - 12 Minuten hört man den spannenden Erlebnisbericht der Freundin Felicitas, die gegen ihre eigenen Vorurteile anging, indem sie mit Pralinen als Geschenk an der Tür von zwei Syrern in einer deutschen Flüchtlingsunterkunft geklingelt hat und mit ihnen über ihre Situation gesprochen hat. Heinz Roeskes Reportage zeigt, dass man manchmal den journalistischen Baukasten über Bord werfen muss, um mit der Kamera der eigenen Intuition zu folgen.“


Rundfunkpreis Mitteldeutschland 2015 - Fernsehen