Im Rahmen ihres Qualifizierungsprogrammes für Medienschaffende lud die Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) am 24. Januar 2018 zu einem Hintergrundgespräch zum Thema „Berichterstattung über psychische Erkrankungen und Suizide“, an dem über 30 Zeitungsredakteure und Rundfunkjournalisten aus Thüringen teilnahmen. Die sehr hochkarätig besetzte Veranstaltung war eine Kooperation mit der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutsche Bahn Stiftung.
Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Psychiater und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, referierte über das Krankheitsbild Depression und über Suizide in Deutschland. Fast 90 Prozent der Selbsttötungen erfolgen vor dem Hintergrund einer oft nicht optimal behandelten psychischen Erkrankung, am häufigsten einer Depression. „In der Depression geht der Glauben verloren, dass sich dieser leidvolle Zustand je bessern wird. In ihrer Verzweiflung sehen Menschen mit dieser schweren Erkrankung im Suizid den einzigen Weg, diesem unerträglichen Zustand zu entkommen. Den allermeisten Erkrankten kann mit professioneller Unterstützung gut geholfen werden. Den Medien kommt bei der Aufklärung über Symptome und Behandlungsmöglichkeit eine wichtige Rolle zu“, erläutert Prof. Ulrich Hegerl.
Dr. Christian Gravert, Projektleiter Psychische Gesundheit bei der Deutsche Bahn Stiftung und Leitender Arzt der Deutschen Bahn, sprach über den Werther-Effekt: Nachdem in den Medien über eine Selbsttötung berichtet wird, besteht die Gefahr von Nachahmungstaten. Eindringlich schilderte er auch, was ein Suizid für den betroffenen Lokführer bedeutet. „Die beste Prävention ist Aufklärung über die Depression und eine verbesserte Versorgungssituation für Erkrankte.“
Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe, deren Schirmherr Harald Schmidt ist, hat einen Medienguide „TAKE CARE – BE AWARE“ (https://www.deutsche-depressionshilfe.de/presse-und-pr/berichterstattung-suizide) speziell für die Berichterstattung über Suizide herausgegeben.
Jochen Fasco, Direktor der TLM, betont die Verantwortung der Medien und findet es wichtig, dass sich Redaktionen über Leitlinien – gerade bei so sensiblen Themen – verständigen. „Wir wollen die Zusammenarbeit mit der Deutschen Depressionshilfe besonders zu Fragen des Kinder- und Jugendschutzes sowie im Zusammenhang mit der Medienbildungsarbeit der TLM fortführen.“