Auf den ersten Blick stellt sich die Frage, was ist nun neu am Bürgerradio in Jena, welches ab Januar 2016 nicht mehr als Offener Kanal sendet? TLM-Direktor Jochen Fasco nutzte die gestrige Lizenzübergabe an die Vorstandsmitglieder Frank Günther und Rainer Engelhardt des Radioveranstalters, um über die Veränderungen zu diskutieren. Das Profil des Senders hat sich mit den Vorgaben des Thüringer Landesmediengesetzes und der neuen Bürgermedien-Satzung der TLM deutlich geändert, verdeutlicht Senderchef Torsten Cott.
Zum ersten Mal erhält der Verein eine eigene Radiolizenz, die für die nächsten vier Jahre eine sichere Grundlage für den Radiobetrieb, jährliche Finanzzuschüsse und weitere Unterstützung der Landesmedienanstalt ist. Damit wird radio okj für mindestens sieben Stunden tägliches Programm selbst verantwortlich sein. Diese Redaktionszeiten sind wochentags in der Zeit von 08.00 Uhr bis 11.00 Uhr und von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr sowie am Wochenende von 12.00 Uhr bis 19.00 Uhr. „Innerhalb dieser Sendezeit wird es eine inhaltliche Sortierung der Sendungen geben, so dass es an den einzelnen Tagen ein vorhersehbares Programm zu hören sein wird. Natürlich wollen wir auch in der Redaktionszeit die Sendungen zusammen mit ehrenamtlichen Radiomachern gestalten.“, erläutert Torsten Cott die neue Ausrichtung. Daneben gibt es weiterhin freie Sendeflächen, in denen wie bisher Radiomacher in freier eigener Verantwortung Sendungen ausstrahlen. Im Zuge der Neuausrichtung sind am 3. Dezember 2015 ab 18.00 Uhr alle Interessierten mit ihren Programmideen zur Radiomacher-Konferenz in die Räumlichkeiten des Medienzentrums Schillerhof eingeladen.
Für TLM-Direktor Jochen ist die Übergabe der Sendelizenz ein erster Schritt zum erfolgreichen Bürgerradio. „Ich freue mich, wenn weiterhin radio okj mit seinen vielen ehrenamtlichen Radiomachern die Stadt Jena und das Umland publizistisch bereichert und erfolgreich Medienkompetenz vermittelt.“
Mit der Lizenzübergabe verbunden wurde die Übergabe eines Förderbescheides an radio okj für ein Radioprojekt zum Thema Flucht und Integration. Zu dieser Thematik werden von der TLM mit Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei derzeit alle Thüringer Bürgersender gefördert.
Hinweis:
Das Thüringer Landesmediengesetz (ThürLMG) vom 30. Juli 2014 sieht die Umstellung der Bürgermedienlandschaft von Offenen Kanälen und Nichtkommerziellen Lokalradios auf Bürgerradios und Bürgerfernsehen in privater Trägerschaft mit eigenem, publizistischen Ausgestaltungsspielraum vor. Bürgerradios haben die Aufgabe, lokale und regionale Informationen zu verbreiten. Daneben sollen sie praktische und theoretische Medienbildung vermitteln, möglichst vielen Bürgern einen chancengleichen Zugang gewährleisten und ihnen die Gelegenheit geben, eigene Beiträge herzustellen und zu verbreiten.
Vor diesem Hintergrund hat die TLM Mitte 2015 ein Bürgerradio mit entsprechender Übertragungskapazität am Standort Jena ausgeschrieben. Die TLM-Versammlung hat in ihrer Sitzung am 27. Oktober 2015 die Zulassungsentscheidung für den Standort Jena getroffen. Hier existiert seit 1998 ein Offener Hörfunkkanal. Für den Betrieb hat der „Offener Hörfunkkanal Jena e. V.“ jeweils die Trägerschaft erhalten. Ab 1. Januar 2016 betreibt dieser Verein nun für vier Jahre das Jenaer Bürgerradio „radio okj“.