Die Bedeutung von Internet und Social Media für die politische Kommunikation war Gegenstand beim Thüringer Mediengespräch der TLM in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (LZT) und der Mediengruppe Thüringen am 24. September 2019 in Erfurt.
„Politische Kommunikation im Wahlkampf hat sich stark verändert. Für eine funktionierende Demokratie braucht es Regeln, aber vor allem kompetente Nutzerinnen und Nutzer sowie wache Journalistinnen und Journalisten", verdeutlichte Jochen Fasco, Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM).
„Die bevorstehenden Wahlen und die zugespitzte Fragestellung sind Anlass, grundsätzlich über digitale Demokratie – Herausforderungen, Chancen und Gefährdungen – zu diskutieren“, so Franz-Josef Schlichting, Leiter der LZT. „Die politische Bildung ist zunehmend auf soziale Medien angewiesen, zugleich sind die damit verbundenen Fragestellungen wichtiger Inhalt politischer Bildung.“
Der Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen, Jan Hollitzer hat vielfältige Erfahrungen in der Netzwelt und hat ihre „Macht“ erlebt. Für ihn ist es wichtig, journalistische Arbeit transparent zu machen sowie Politik und Journalismus zu erklären. Außerdem betonte er die unabhängige und überparteiliche Berichterstattung bei der Funke Mediengruppe als privatwirtschaftliches Unternehmen.
Martin Fuchs, bundesweit anerkannter Politik- und Digitalberater und Experte in digitaler Kommunikation, berichtete beim Thema „Von Rezo bis Greta – Der Einfluss von Social Media auf das Wahlverhalten“ aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz zu Aktivitäten der Politik und Kampagnen im Netz. Wahlentscheidungen werden von vielen Rahmenbedingungen bestimmt und bislang gibt es keine Studie, in denen ein nachweisbarer Einfluss sozialer Medien belegt wurde. Außerdem haben viele politische Akteure die Potentiale von Social Media noch nicht verstanden. Social Media wirkt nur langfristig. Es gilt digitale Netzwerke zu knüpfen, Reichweiten zu generieren, Inhalte zu vermitteln, Vertrauen aufzubauen oder auch Debatten dort zu führen, wo sie stattfinden. Im Ergebnis kommt er zu dem Schluss: „Wahlen werden nicht im Netz gewonnen.“
Ca. 60 Akteure aus den Bereichen politische Kommunikation und Social Networking sowie Interessierte beteiligten sich an der von Ine Dippmann (Vorsitzende des DJV-Landesverbandes Sachsen) geleiteten lebhaften Podiums- und Publikumsdiskussion mit Martin Fuchs, Jochen Fasco, Jan Hollitzer, Birgit Meusel (Beraterin für online Kommunikation und Bloggerin) und Christian Seidel (Samt & Seidel). Deutlich wurde dabei u. a., dass die Beteiligung an politischen Debatten früher oder später zum Erfolg führt, die Menschen angeregt werden sollen, sich mit politischen Inhalten auseinanderzusetzen und technische Voraussetzungen dafür durch umfassenden flächendeckenden Breitbandausbau vorhanden sein müssen. Außerdem findet die politische Meinungsbildung zunehmend in geschlossenen Benutzergruppen und damit nicht mehr öffentlich statt. Ein Fazit lautete daher: „Raus aus der Filterblase und dem Funkloch!“