02.09.2024

Fachtag "Vernetzt & Verletzlich – Kinderrechte als Kompass für die Medienbildung"

Medienbildung

Eine blonde Frau steht an einem Rednerpult. Im Hintergrund stehen Banner der TLM und des Kinderschutzbundes.

Prof. Dr. Barbara Lochner (JPG/Copyright: Wolfram Schubert)

Vernetzt & Verletzlich?!

Erfurter Fachtag beleuchtet Kinderrechte im digitalen Raum – Impulse und Dialoge stärken die Medienbildung im Freistaat

Am 26. August 2024 fand im Augustinerkloster Erfurt der Fachtag "Vernetzt & Verletzlich – Kinderrechte als Kompass für die Medienbildung" statt, organisiert vom Kinderschutzbund Thüringen und der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM). Mehr als 100 Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie weitere pädagogische Fachkräfte versammelten sich, um über die Bedeutung der Kinderrechte für die digitale Medienbildung zu diskutieren.

Der Tag begann nach Grußworten des TLM-Direktors Jochen Fasco und dem Vorstandsmitglied des Kinderschutzbundes Thüringen Prof. Dr. Barbara Lochner mit Impulsvorträgen, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern als Grundlage für die anschließenden Workshops dienten. Lea Fenner von der Initiative „right now Human Rights Consultancy & Training“ aus Berlin erörterte, auf welche Weise die Implementierung der Vorgaben der Kinderrechtskonvention im digitalen Raum Demokratiebildung, Schutz und Teilhabe fördern kann.

Dr. Katrin Potzel von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg demonstrierte anhand aktueller Studienergebnisse die Auswirkungen von Dark Patterns und Digital Nudging in digitalen Spielen und sozialen Medien wie TikTok und Instagram, insbesondere auf das Verhalten von Kindern und Jugendlichen. Zudem beleuchtete sie, wie diese subtilen Designelemente und psychologischen Tricks zu einer problematischen Nutzung beitragen.

In einer Podiumsdiskussion wurden effektive Methoden zur Integration von Kinderrechten in digitale Bildungsprozesse erörtert. Unter den Teilnehmenden befanden sich Akteurinnen und Akteure aus Bildung, Verwaltung sowie der Eltern- und Schülervertretung. Dabei standen Themen wie die Ausstattung von Thüringer Schulen, das neue Schulfach „Medienbildung und Informatik“ sowie die Bedeutsamkeit einer Zusammenarbeit zwischen Schülerinnen und Schülern, Schule und Eltern im Vordergrund. Die Podiumsdiskussion wird bis zum 04. September im Programm „labor14“ des Thüringer Medienbildungszentrums der TLM (TMBZ) thüringenweit im Kabelfernsehen ausgestrahlt.

Abruf der Podiumsdiskussion

Im Rahmen von acht Workshops wurden tiefgehende Einblicke in spezifische medienpädagogische Handlungsfelder gewährt. Die thematische Spannweite der Workshops reichte von der Förderung der Medienkompetenz im Umgang mit Cybermobbing bis hin zu strategischen Ansätzen für den Einsatz von KI in der Bildung benachteiligter Kinder.

Die Erkenntnisse der Workshops waren weitreichend. Immer wieder kam der Wunsch nach einer umfassenden Medienbildung auch für alle an der Erziehung eines Kindes beteiligten Akteurinnen und Akteure auf. Im General Comments #25 der UN-KRK zu den Kinderrechten in der digitalen Welt ist genau dies aufgefasst. Nicht nur Kinder sollen demnach in ihren Fähigkeiten und Kompetenzen gefördert werden, sondern auch ihr Umfeld – sowohl im privaten als auch im pädagogischen Bereich. Der Umgang mit digitalen Medien ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auch über die Pädagogik hinaus bearbeitet werden muss, beispielsweise durch Anbieterinnen und Anbieter von Spielen und digitalen Anwendungen.

Es ist ein Gewinn, Medienerziehung als einen fortlaufenden Prozess zu verstehen, bei dem das gesamte Umfeld eines Kindes berücksichtigt wird. Dabei müssen Lehrende und das erwachsene Umfeld keinesfalls alles wissen. Viel wichtiger ist es, dass sie Neugierde zeigen, bereit sind, Neues auszuprobieren und für einen Austausch auf Augenhöhe zur Verfügung stehen. Indem sie mit gutem Beispiel vorangehen, schaffen sie eine vertrauensvolle Basis für das Lernen und Wachsen in der digitalen Welt.

Gemäß der Kinderrechte sollten die sich entwickelnden Fähigkeiten eines Kindes berücksichtigt werden. Dabei zeigt sich oft, dass neben medienerzieherischen Fragen auch andere Aspekte der Erziehung und persönlichen Entwicklung eines Kindes, wie wertschätzende Kommunikation, gemeinsames Lernen und gegenseitiges Vertrauen im familiären Kontext, in den Vordergrund rücken müssen.

Als Fazit und zugleich Herausforderung formulierte TLM-Direktor Jochen Fasco: „Dieser gelungene Fachtag unterstreicht die Notwendigkeit einer fortlaufenden Diskussion über Medienbildung und Kinderrechte, um sicherzustellen, dass die digitale Welt ein förderlicher und sicherer Raum für unsere Kinder ist. Hierfür setzen sich Kinderschutzbund und TLM gemeinsam ein!“