17.05.2024

17. Jenaer Medienrechtliche Gespräche

Veranstaltungen

„Medialer Shitstorm: Aushalten oder abwehren?“

17. Jenaer Medienrechtliche Gespräche (online) vom 16. Mai 2024

Nicht selten löst eine kritische Berichterstattung heftige öffentliche Reaktionen aus. Insbesondere über digitale Medien, zum Beispiel in sozialen Netzwerken oder über Blogs, können sich solche Reaktionen in kürzester Zeit und in rasender Geschwindigkeit ausbreiten. Schnell baut sich ein „Shitstorm“ auf, also eine Welle von negativen Kommentaren, Kritik oder Empörung, die sich im Internet sehr schnell verbreitet. Die 17. Jenaer Medienrechtlichen Gespräche von Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) und Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) vom 16. Mai 2024 standen daher unter dem Thema „Medialer Shitstorm: Aushalten oder abwehren?".

In der von interessanten Beiträgen geprägten Veranstaltung tauschten sich Fachleute aus Medienrecht, Informatik, Wissenschaft und Medien sowie Interessierte über vielfältige Fragen aus, die sich mit kritischer medialer Berichterstattung und darauf aufbauenden Shitstorms verbinden.

Prof. Dr. Axel Beater, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Wirtschafts- und Medienrecht, Universität Greifswald, referierte über den Schutz des Staates vor Äußerungen und Shitstorms.

„Shitstorms und Persönlichkeitsschutz“ war das Thema des Vortrages von Prof. Dr. Christian Gomille, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Europäisches und Internationales Privatrecht sowie Zivilprozessrecht, Universität Saarbrücken.

Einblicke in das Reputationsmanagement aus Anwaltsperspektive gab Dr. Christian Conrad, Rechtsanwalt, Höcker Rechtsanwälte.

Dabei wurde zunächst festgehalten, dass Journalistinnen und Journalisten zwar bemüht sind, wahr zu berichten, es jedoch immer wieder zu Fehlern kommt. Zur Vermeidung solcher Fehler und Wahrung der journalistischen Sorgfalt müssen sie Betroffenen vor einer Veröffentlichung einer Story die Möglichkeit einer Stellungnahme geben. Auch weil die Möglichkeit der Stellungnahme oft nur innerhalb sehr kurzer Zeit eingeräumt wird, sollten zumindest Unternehmen, staatliche Institutionen und berühmte Personen selbst ein eigenes Krisenmanagement vorhalten. Dies ermöglicht eine schnellere Entscheidung auch darüber, ob man sich gegen einen nahenden Shitstorm wehren will oder ihn vorbeiziehen lässt.

Weiterhin wurde hervorgehoben, dass gerade das Teilen von Äußerungen Shitstorms verstärken kann und dabei positiv kommentiertes Weiterleiten verletzender Äußerungen zu einer Haftung auch des Teilenden führen kann und Betroffene sich zudem aufgrund des Digital Services Acts an Plattformen wenden können, um einen Shitstorm zu bekämpfen.

Bezogen auf staatliche Institutionen wurde das Spannungsfeld zwischen Machtkritik als immanenten Baustein der Demokratie und maßloser Kritik an demokratischen Institutionen als Angriff auf die Demokratie erläutert.

Die Gastgeber der Veranstaltung, Prof. Dr. Christian Alexander (FSU) und Kirsten Kramer (TLM), hoben hervor, dass zu einem Shitstorm insbesondere auch führt, dass viele der Meinung sind, sie müssten die Äußerung Dritter kommentieren und teilen. Ein Mittel gegen Shitstorms wäre insoweit, sich in unserer Gesellschaft für mehr Gelassenheit einzusetzen.

Hinweise:
Am 14. November 2024 gehen die Jenaer Medienrechtlichen Gespräche von TLM und FSU in die nächste Runde. Eine Einladung folgt rechtzeitig und wird auch im Newsletter der TLM bekanntgemacht.

Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie zu den vergangenen Jenaer Medienrechtlichen Gesprächen einschließlich der Videos zu den Veranstaltungen