Gratisangebote können Qualitäts-Journalismus gefährden
Medienexperte fordert Investitionen in exklusiven und hochwertigen Journalismus durch überregionale private Medienanbieter beim 4. Jenaer Medienrechtlichen Gespräch von FSU und TLM zum Thema „Medienwandel und Werbung“
Namhafte Vertreter aus Medien, Wissenschaft und Politik diskutierten am 22. November 2016 in Jena beim 4. Jenaer Medienrechtlichen Gespräch von Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) und Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) unter dem Titel „Medienwandel und Werbung – Wie können Medieninhalte finanziert werden?“.
Im Zentrum der Veranstaltung stand die Frage, wie Journalismus vor dem Hintergrund des Zusammenwachsens von unterschiedlichen Medienangeboten und der insbesondere im Netz entstandenen „Gratiskultur“ künftig finanziert werden kann.
Prof. Dr. Axel Beater von der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald sprach sich dafür aus, „dass weiterhin für private Medien der Grundsatz der Finanzierungsfreiheit gilt. Der Staat soll sich weitgehend dabei zurückhalten, Finanzierungsmodelle vorzuschreiben“.
Damit bleiben Art und Weise der Finanzierung der eigenen unternehmerischen Entscheidung der Medienanbieter vorbehalten. Digitalisierung und Vernetzung können hierbei neben der drohenden Veränderung der Medienmärkte auch als Chance gesehen werden. Prof. Dr. Wolfgang Seufert, Friedrich-Schiller-Universität Jena, machte deutlich: „Hochwertige und exklusive Journalismusangebote überregionaler Medienanbieter könnten künftig verstärkt gegen Entgelt, also als sogenannter Paid-Content, angeboten werden. Regionale und lokale Medienanbieter werden dieses Finanzierungsmodell jedoch kaum rentabel nutzen können.“
Für regionale und lokale Medienanbieter bedarf es somit anderer Strategien. TLM-Direktor Jochen Fasco wies daraufhin, „dass die TLM deswegen bereits jetzt lokale kommerzielle und nichtkommerzielle Rundfunkanbieter umfangreich aber ohne inhaltliche Vorgaben fördert und sich die TLM gegenüber der Landesregierung intensiv für eine Verbesserung der Lokalrundfunksituation einsetzt.“
Dr. Philipp-Christian Thomale, Rechtsanwalt und Senior Legal Counsel Digital & Data Law, Axel Springer SE erläuterte, „dass werbefinanzierter Journalismus darauf angewiesen ist, dass die Werbung den Zuschauer, den Hörer, den Leser oder den Nutzer auch erreicht. Insoweit ist die Zulässigkeit geschäftsmäßiger Adblocker zu hinterfragen.“
Als Fazit der von Prof. Dr. Christian Alexander moderierten abschließenden Diskussion stellten die Beteiligten fest, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen es den Medienanbietern erlauben müssen, auch im globalen Wettbewerb einer konvergenten Medienwelt zu bestehen.
Hinweise:
In Kürze können Teile der Veranstaltung als Podcast und Videofile in den Internetangeboten von FSU (http://www.rewi.uni-jena.de/JMRG4.html) und TLM gehört und gesehen werden.
Am 17. Mai 2017 gehen die Jenaer Medienrechtlichen Gespräche von TLM und FSU in die nächste Runde. Thema ist „Maschine Macht Meinung – Durch Technik vom selbstbestimmten Bürger zur gläsernen Marionette?“. Eine Einladung folgt rechtzeitig und wird auch im Newsletter der TLM bekannt gemacht. Die Anmeldung zum Newsletter der TLM ist hier möglich.