25.04.2018

Kritischer Umgang mit Medien in der Türkei

Fortbildung | Allgemeine Medienthemen

Ein wenig überrascht war man in der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM), als die Bitte nach Unterstützung bei der Medienbildungsschulung von Schülern, Lehrern und Eltern aus Istanbul kam. Schnell war klar, die Internats-Schule, die in Erfurt anfragte, arbeitet nach dem Thüringer Lehrplan und mit Lehrpersonal aus dem Freistaat. Kurzerhand wurde dem Wunsch entsprochen.

Ein Medienpädagoge des Thüringer Medienbildungszentrums der TLM (TMBZ) reiste auf Einladung der Schule an und ermöglichte der Klasse 4 der Deutschen Botschaftsschule Ankara - Zweigstelle Istanbul in der letzten Märzwoche ein Videoprojekt. Die Botschaftsschule hatte die TLM auf Grund ihrer langjährigen Erfahrung in der Medienbildungsarbeit an Thüringer Schulen um Hilfe bei der Durchführung dieses unterrichtsübergreifenden Medienprojektes für den Kurs Medienkunde gebeten. Ergänzend wurde das Projekt personell und technisch vom Staatlichen Studienseminar für das Lehramt Grundschule (StS Gera) in Gera unterstützt.

Das Medienprojekt der Schule war schnell gefunden. Die Schüler hatten gemeinsam mit ihrer Lehrerin die Idee, anderen Kindern Istanbul vorzustellen. Motto war, ein Film von Kindern für Kinder zu produzieren. Am ersten Projekttag suchten die Schüler unter Anleitung der erfahrenen Thüringer Medienpädagogen die Sehenswürdigkeiten für ihren Film aus, bildeten kleine Aufnahmeteams, stellten einen Drehplan auf und machten Probeaufnahmen. An den folgenden beiden Tagen ging es erst per Schulbus und anschließend mit öffentlichen Verkehrsmitteln quer durch Istanbul zu den einzelnen Drehorten, die die Schülerteams aus ihrer ganz eigenen Sicht mit Tablets aufnahmen. So standen nach dem dritten Projekttag 700 Aufnahmen auf der Festplatte für den Videobeitrag zur Verfügung. In der Phase der Postproduktion wurden die gemeinsam ausgesuchten und relevanten Teile von den Schülern nachvertont, geschnitten und am Rechner montiert. Der so gemeinsam produzierte 9-minütige Beitrag „Istanbul in 2 Tagen“ wird ab dem Sommer in den Sprachen Deutsch, Türkisch und Englisch auf der medienpädagogischen Plattform www.post-an-alex.de zugänglich sein.

Während der Projektwoche wurde außerdem eine Fortbildung des Lehrerkollegiums zur Thematik „Kreativer Umgang mit Apps in der Schule“ ermöglicht, der viel Zuspruch fand.

Als dritter medienpädagogischer Teil wurde ein offener Elternabend der schuleigenen Elternakademie durchgeführt. Auch hier war das Knowhow aus Thüringen gefragt. Die Medienpädagogen des TMBZ und des StS Gera standen mit Rat und Tat bereit.

Für Jochen Fasco, Direktor der TLM und gleichzeitig Koordinator des DLM/ZAK-Fachausschusses Medienkompetenz, Nutzer- und Jugendschutz, lokale Vielfalt ist dieses Projekt „ein gutes Beispiel dafür, dass Medienbildung in unserer von digitalen Medien geprägten Welt nicht an Ländergrenzen haltmachen sollte, sondern überall für Kinder und Jugendliche Bestandteil der schulischen Ausbildung sein. Wer selbst Medien macht, lernt am besten den kritischen Umgang mit ihnen. Gerade mit Blick auf die enormen Veränderungen und Einflussnahmen in der Medienwelt ist dies von großer Bedeutung.“

Die Kosten für diese Projektwoche wurden vom Vorstand der deutschen Botschaftsschule übernommen.