Unter dem Titel „Stadt, Land, Fluss – Lokale und regionale Medienvielfalt“ ging es im Thüringer Mediengespräch der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) am 30. Mai um Stand und Zukunft der Medienwelten vor Ort. Anlässlich 20 Jahre Lokalfernsehens im Freistaat Thüringen wurden insbesondere die Situation und die Perspektive des Lokal-TV beleuchtet. Der Einladung waren rund 60 Fachleute und Gäste aus Medien, Politik und Wissenschaft gefolgt.
Der Direktor der TLM, Jochen Fasco, würdigte in seiner Begrüßung die lokalen Fernsehveranstalter als wichtigen Teil der Medienvielfalt vor Ort. Er erinnerte an die Anfänge und Diskussionen Mitte der 90er Jahre und verdeutlichte die vielfältigen Unterstützungsmaßnahmen der TLM für den lokalen Rundfunk. Diese erstrecken sich insbesondere auf Förderung der technischen Infrastruktur sowie auf Maßnahmen zur Erhöhung von Reichweite und Qualität. Fasco informierte darüber, dass die HD-Umstellung der Thüringer Lokalsender im Juni mit dem Vodafone-Netz beginnen wird. Lokale Rundfunkveranstalter müssen auch künftig auffindbar sein. Daher sei es notwendig, dass in einer modernen Plattformregulierung ein privilegierter Zugang, sogenanntes „must-be-found“ gewährt wird.
Denkanstöße für die Regulierung und Finanzierung der lokalen Medien kamen aus der Wissenschaft. Prof. Dr. Frank Fechner von der TU Ilmenau betonte die enorme Bedeutung der lokalen Medien und der Meinungspluralität für die demokratische Ordnung, gerade in einer globalisierten Welt. Prof. Dr. Mark D. Cole, Professor für das Recht der neuen Informationstechnologien, Medien- und Kommunikationsrecht an der Universität Luxemburg und Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Europäisches Medienrecht (EMR), stellte den europäischen Rechtsrahmen für Lokal-TV vor und verglich die deutsche Situation mit Modellen und Regelungen in der Schweiz und Frankreich. Er machte deutlich, dass der Gesetzgeber einen breiten Spielraum habe.
In zwei Diskussionsrunden mit Akteuren des öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunks, aus dem Printbereich und den Bürgermedien sowie den medienpolitischen Sprechern aller im Thüringer Landtag vertretenen Fraktionen war man sich dann auch in der Analyse des Status quo schnell einig. Medienvielfalt vor Ort befindet sich in einem Veränderungsprozess. Die wirtschaftliche Lage der Lokal-TV-Veranstalter verschlechtert sich zunehmend. Das Angebot an lokalen Medien geht insgesamt zurück. Im Internet entstehen mangels funktionierenden Geschäftsmodells weniger innovative Angebote und lokale Blogs als erhofft.
Die Diskussionen waren breit gefächert. Einerseits wurde vertreten, dass Lokal-TV nicht finanzierbar ist. Es braucht neue, innovative Konzepte, wie sich Lokaljournalismus besser refinanzieren kann, so dass gerade lokale Veranstalter mit der Digitalisierung Schritt halten können. Andererseits wurde erkennbar, dass noch Potentiale bei der engeren Kooperation der Medienanbieter bestehen. Vielfach wurde deutlich gemacht, dass durch lokale Medien das Heimatgefühl gestärkt wird. „Im Lokalen liegt die Zukunft“ warb eine Fernsehmacherin für ihre Zunft.
Die Veranstaltung kann in Kürze als Podcast unter http://podcast.tlm.de/ nachgehört werden.
Anlagen: Fotos (TLM)