05.06.2015

Erfolg auf neuen Kanälen - Angebote für Kinder im Pay TV und On Demand

Allgemeine Medienthemen

Fachgespräch am 5. Juni 2015 in Erfurt

Die neuen Angebote für Kinder im Pay TV und On Demand standen am 5. Juni 2015 im Mittelpunkt eines Fachgesprächs in Kooperation mit den Medienanstalten, das im Rahmen des Deutschen Kinder-Medien-Festivals GOLDENER SPATZ in Erfurt veranstaltet wurde. Mit fast 90 Pay-TV-Programmen, rund 6,4 Millionen deutschen Abonnenten, über 10 Millionen Pay-TV-Sehern sowie einem Pay-TV- und Paid-VoD-Umsatzvolumen von über 2 Milliarden Euro hat sich Pay TV als 3. Säule im deutschen TV-Markt etabliert. Ein weiterer Zuwachs wird prognostiziert.

Wenn es um die neuen multimedialen Medienwelten für Kinder geht, wird viel über Kompetenz und Schutz gesprochen, doch nur selten über Vielfalt und Qualität. Dabei stehen die Qualität von Medien und die Entwicklung von Medienkompetenz in einem komplementären Verhältnis zueinander. Bei dem Fachgespräch „Erfolg auf neuen Kanälen - Angebote für Kinder im Pay TV und On Demand“ stellten Vertreter/innen öffentlich-rechtlicher und privater Anbieter von Kinderprogrammen ihre Konzepte und Ideen vor. Beteiligt waren Sandra Singer, Jugendschutzbeauftragte Sky, Raissa Amour, Produktmanagerin Maxdome, Michael Stumpf, Programmgeschäftsführer KiKA und Markus Steinhoff, Leiter Business Development Super RTL. Im Ergebnis bestätigte sich, dass die neuen Verbreitungswege gerade auch im Bereich der Kindermedien viele interessante (neue) Möglichkeiten und Potenziale bieten – für Kinder und Eltern genauso wie für Anbieter und Produzenten. Diskutiert wurde aber auch über Probleme und Risiken.

Angebot und Vielfalt
Im Pay TV und On Demand müssen Kindersendungen nicht mit anderen (massenattraktiven, werbeaffinen) Inhalten um die besten Sendeplätze konkurrieren. Hier steht Kindern jetzt endlich die ganze Palette interessanter, qualitativ hochwertiger, kindgerechter Angebote zur Verfügung. Wichtig ist aber auch: Angebote für Kinder im Pay TV und On Demand müssen gut zugänglich, leicht auffindbar und bezahlbar sein.

Flexibilität und Begleitung
Wie Hörkassetten und DVDs bieten Pay TV und On Demand Kindern die Möglichkeit, je nach Alter und Interesse, ihre Lieblingsangebote flexibel und zeitlich unabhängig dann zu nutzen, wenn Zeit und Gelegenheit ist. Die Eltern können Inhalte bewusst auswählen, ihre Kinder nach und nach an immer neue (komplexere) Angebote heranführen sowie Fragen und Probleme mit ihnen besprechen. Auf diese Weise können sie die Mediennutzung ihrer Kinder in einem sicheren Rahmen steuern und begleiten.

Finanzierung und Verwertung
Diskutiert wurde auch, ob mit den neuen On Demand-Portalen auch eine weitere Finanzierungsquelle für die Produktion von Angeboten auch für Kinder entstehen könnte und ob Demand-Plattformen ein neues Element in der Verwertungskette darstellen, das möglicherweise gerade für Sparten- und Nischenangebote eine interessante zusätzliche Refinanzierungsmöglichkeit bietet. (Hier kommt es entscheidend auf die Ausgestaltung und Vergütung der entsprechenden Verwertungsrechte sowie den Schutz vor unberechtigter Verwertung und Nutzung an.)

Jugendschutz und Sicherheit
Anstelle von Sendezeitgrenzen bietet sich bei digitalen Pay-Programmen und On Demand-Diensten die Möglichkeit, Angebote, die für Kinder nicht geeignet sind, zu kennzeichnen und vorzusperren. Diese neuen technischen Mittel bieten für den Jugendschutz ganz neue Möglichkeiten. Der Direktor der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM) Andreas Fischer, zugleich Mitglied im Fachausschuss „Bürgermedien, Medienkompetenz und Jugendschutz“ und in der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) verdeutlichte in seinem Grußwort: „Was wir brauchen, sind einheitliche Klassifizierungsstandards, die international anschlussfähig sind (Modell IARC), und Schnittstellen, damit die Altersklassifizierungen von Jugendschutzprogrammen ausgelesen werden bzw. Alterseinstellungen über Jugendschutzprogramme an einer Stelle vorgenommen werden können. Gerade angesichts von Smart-TV, Second Screen und Live-Streaming-Formaten kann es nicht mehr um die Klassifizierung einzelner Filme gehen, sondern um die Entwicklung geräte-, plattform- und diensteübergreifender Standards und Schnittstellen. Das sehen wir als die Hauptaufgabe des geplanten Entwicklungsfonds Jugendmedienschutz an – es geht darum, vorhandene Schutzmechanismen für Eltern einfacher nutzbar zu machen.“

Die Medienanstalten und das Kinder-Medien-Festival
Das Deutsche Kinder-Medien-Festival GOLDENER SPATZ ist für die Medienanstalten ein wichtiges Forum für Kindermedien-Angebote in Deutschland. Es steht für die Förderung qualitativ hochwertiger Angebote, bietet Orientierung in einer sich wandelnden Medienwelt und leistet einen wichtigen Beitrag zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Medien und der Vermittlung und Förderung von Medienkompetenz. Die Medienanstalten fördern den GOLDENEN SPATZ schon seit sehr vielen Jahren. Seit 2013 gibt es zudem eine enge Kooperation beim Fachgespräch, das die Medienanstalten nicht nur finanziell unterstützen, sondern bei dem auch inhaltlich eng zusammengearbeitet wird.