Ergebnisse der Analyse „Radio F.R.E.I. – Programmstruktur, Berichterstattung und Musikstile – Entwicklung 2004 bis 2017“
Zwei Jahre nach der erstmaligen Lizenzierung von Radio F.R.E.I. als Bürgerradio hat die Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) die Einhaltung der Zulassungsbedingungen überprüft. Dabei wurde das Programm des Erfurter Lokalsenders aus zwei natürlichen Wochen im November 2016 analysiert und die aktuellen Daten mit den Ergebnissen aus früheren Untersuchungen verglichen. Neben der Programmstruktur und der Informationsleistung wurden auch der Umfang, die Inhalte und die Akteure der Berichterstattung sowie das Musikprofil des nichtkommerziellen Radiosenders erfasst.
Die Bürgerradios in Thüringen haben im neuen Bürgerrundfunkmodell seit 2015 einen publizistischen Auftrag zu lokaler und regionaler Information. Mindestens sieben Sendestunden pro Tag müssen aus selbstgestalteten redaktionellen Sendungen bestehen (Redaktionszeit/redaktionelle Kernzeit). In der redaktionellen Kernzeit muss der Anteil der informierenden und beratenden Wortbeiträge mit lokalem oder regionalem Bezug bei mindestens 20 Prozent liegen. Die Sendezeit von Radio F.R.E.I. ist mit der Neulizenzierung 2015 von 74 auf 127 Sendestunden pro Woche gestiegen. 14 Sendestunden werden für offene Sendeflächen und zwei Stunden für das Thüringer Medienbildungszentrum der TLM (TMBZ) vorgehalten.
Die aktuelle Analyse der TLM zeigt, dass Radio F.R.E.I. den Umfang der sendereigenen Info- und Wortbeiträge sowie das Musikprogramm und die Sendungswiederholungen parallel zur Neulizenzierung deutlich ausgeweitet hat. Zudem übernimmt das Erfurter Bürgerradio nach wie vor zahlreiche Sendungen und Beiträge von anderen Radiostationen.
Der Anteil der (eigenen) Infobeiträge in originären Sendungen liegt im Gesamtprogramm bei knapp 15 Prozent. In der Kernzeit steigt der Anteil der informierenden und beratenden Wortbeiträge auf gut 24 Prozent, in der Rahmenzeit fällt er auf acht Prozent. Der Anteil der lokalen und regionalen Infobeiträge liegt in der redaktionellen Kernzeit bei 13,9, in der Rahmenzeit bei rund 5 Prozent. Der von der TLM in der Kernzeit geforderte Wert von 20 Prozent wird derzeit noch nicht erreicht.
Nach einem Rückgang in 2013 hat Radio F.R.E.I. den Umfang der originären, sendereigenen Berichterstattung seit der letzten Analyse von etwas über 9 auf fast 18 Stunden beinahe verdoppelt. Neben Moderationen und Telefoninterviews spielen Studiogespräche in der Berichterstattung von Radio F.R.E.I. nach wie vor eine sehr große Rolle (41,6 Prozent). Berichte/Reportagen/Features sowie Kommentare/Rezensionen und Außenübertragungen kommen ebenfalls vor, sind aber wesentlich seltener.
Fast 53 Prozent der Berichterstattung von Radio F.R.E.I. weist einen lokalen Bezug zur Stadt Erfurt auf, weitere 5 Prozent haben mit der Region, 13 Prozent mit Thüringen zu tun. Rund 28 Prozent der sendereigenen Berichterstattung haben keinen Bezug zu Erfurt und Umgebung. Das Gleiche gilt für die umfangreichen Nachrichten-, Beitrags- und Sendungsübernahmen.
Inhaltlich dreht sich fast die Hälfte der Berichterstattung von Radio F.R.E.I. um das Themenfeld „Kultur“, das von Forschung und Technologie über Bildung, Wissenschaft und Kunst sowie Geschichte und Archäologie bis zu Literatur, Musik, Film, Kino und TV reicht. Deutlich gestiegen ist seit der letzten Analyse der Umfang der Berichterstattung zum Themenfeld „Inneres“. Dazu zählen z. B. Berichte zu Parteien und Wahlen, Verwaltung, Innere Sicherheit und Verteidigung, Haushalt und Steuern sowie Rechtsprechung, Zuwanderung und Migration.
Der Spitzensport und die sogenannten Soft-News (Unfälle, Verbrechen, Straftaten, Katastrophen und Promi-Nachrichten etc.) spielen dagegen bei Radio F.R.E.I. keine bzw. nur eine relativ geringe Rolle. Analog zur thematischen Schwerpunktsetzung stehen auch bei den Akteuren der Berichterstattung und ganz besonders bei den O-Tönen Einzelpersonen und Vertreter aus den Bereichen Kultur und Soziales im Vordergrund.
Techno und elektronische Musik sind aufgrund der starken Dominanz am späten Abend im Musikangebot von Radio F.R.E.I. mit einem Anteil von 31,4 Prozent stark vertreten. Darüber hinaus zeichnet sich das Musikprofil von Radio F.R.E.I. vor allem durch seine Heterogenität aus. Es reicht von Rock und Pop (26,1 Prozent), Soul/Funk/Jazz/Blues (13,5 Prozent) über Weltmusik/Folk/Chanson (9,5 Prozent) und Punk/Grunge/Independent (7,5 Prozent) bis zu HipHop/Rap (5,7 Prozent).
Hinweise:
Die systematischen Programmanalysen sind für die TLM ein wichtiges Aufsichts- und Steuerungsinstrument. Im Kern geht es um die Kontrolle und Durchsetzung der medienrechtlichen Vorgaben und der programmbezogenen Lizenzauflagen für die privaten Rundfunkprogramme. Die Analysen dienen als Grundlage für Gespräche mit den Programmverantwortlichen. Darüber hinaus zeigen sie allgemeine Trends in der Programmgestaltung auf und ermöglichen es, die Programmleistungen verschiedener Sender zu vergleichen und zu zeigen, wie sich die Programme über die Jahre entwickeln.
Die Ergebnisse der Analyse sind hier abrufbar.